Die Restaurierung eines Schlosses ist wohl kaum kalkulierbar. Eines der ersten Gewerke, die begonnen wurden, war die Überarbeitung des gesamten Daches. Die Aussage des Statikers, der das alte Gebälk in Augenschein nahm, war ernüchternd: „Ihr Dach kann durchaus noch hundert Jahre halten, es kann Ihnen aber auch morgen auf den Kopf fallen“. Diese Aussage war nicht gerade beruhigend, erst Recht, weil die Familie direkt unter dem Dach im obersten Geschoss wohnt. Tatsächlich war die Statik der besonderen Dachkonstruktion nicht zu berechnen und einige Balken des so genannten Hängewerks waren bereits in einem bedenklichen Zustand. Mit viel Aufwand wurden Stahlträger eingezogen, die nun dafür sorgen, dass die Familie auch bei Sturm und Schneelast beruhigt schlafen kann.
Eine weitere schwierige Aufgabe war die Wärmedämmung des Schlosses. Energetische Maßnahmen in einem denkmalgeschützten Gebäude sind nur möglich, wo sie nicht auffallen. Hier hat sich der Fürst gemeinsam mit seinem Architekten bei den Fenstern eine besondere Lösung einfallen lassen. Die Fenster wurden nicht erneuert, sondern umgebaut. Hinter das historische Glas wurde ein zweites Glas eingesetzt. So erreicht man eine bessere Dämmung, ohne den historischen Reiz zu zerstören. Stolberg zeigt auf das Fenster und macht auf ein besonderes Detail aufmerksam: Die Leiste zwischen den beiden Glasscheiben, die in normalen Fenstern silberfarben ist, wurde hier extra in der Fensterfarbe gestrichen. Damit sieht man wirklich erst bei genauem Hinsehen, dass es sich um ein „modernes“ Doppelglas-Fenster handelt. Einige Architekten und Denkmalschützer, die sich mit der Restaurierung von historischen Gebäuden beschäftigen, zeigen sich von der Methode begeistert.
Es sind diese Details, die den Aufwand einer sorgfältigen historischen Restaurierung deutlich machen. Ohne Unterstützung und Förderung durch das Land Hessen, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und den Wetteraukreis wäre eine solche Restaurierung kaum möglich. Jedoch trägt den größten Teil der Kosten der Fürst selbst. Das Geld erwirtschaftet er mit seinem forstwirtschaftlichen Betrieb. „Unser Forstbetrieb ist ein ganz normales mittelständisches Unternehmen. Die Schlosssanierung haben wir in einzelne Bauabschnitte unterteilt. So können wir die vielen Baumaßnahmen und Investitionen besser überblicken.“ Stolberg hat eine klare Vorstellung von Verantwortung und Nachhaltigkeit. Mit der Pflege seines Waldes ist es für ihn wie mit dem historisch gewachsenen Gebäude Schloss Ortenberg. Er hat den Besitz von seinen Vorfahren geerbt und seine Aufgabe ist es, diesen Besitz zu erhalten und zu pflegen, damit auch spätere Generationen von und mit diesem Besitz leben können. Dass er die Erträge aus der Forstwirtschaft in die Restaurierung des Schlosses investiert, macht ihn sehr sympathisch. Dass er diese kostbaren Kulturschätze auch öffentlich zugänglich macht, zeigt seine besondere Einstellung zu Tradition, Erbe und Verantwortung.