Heckrinder: Fast wie die Auerochsen
Die Herde der seltenen Heckrinder in Ranstadt

Im Jahr 1627 ist der letzte Auerochse gestorben und damit die berühmte Rasse endgültig von der Erde verschwunden. Viele Geschichten und Legenden ranken sich um die Auerochsen. Sie gelten als Urahne aller heutigen Rinderrassen. Mit seinem gewaltigen Horn, einer Schulterhöhe bis 1,80 Meter und einem Gewicht mit bis zu einer Tonne muss der Auerochse eine imposante Erscheinung gewesen sein. Anfang des 20. Jahrhunderts hat man begonnen, Rinderrassen zu züchten, die dem Auerochsen sehr ähnlich sind. Am besten ist das den Brüdern Heck gelungen. Ihre Züchtung, die so genannten Heckrinder, lassen erahnen, wie ein Auerochse ausgesehen haben könnte.

In Ranstadt, direkt am Radweg R4, grasen einige der wenigen Heckrinder, die es in Deutschland gibt. In Hessen sind es gerade mal zwei Herden. Dass es in Oberhessen Heckrinder gibt, ist dem Naturschutzfonds Wetterau zu verdanken. „Im Jahr 2004 haben wir insgesamt sieben Heckrinder, fünf Kühe sowie einen erwachsenen und einen jugendlichen Stier erworben und gemeinsam mit drei Konikpferden in Ranstadt angesiedelt“, berichtet Dr. Burkhard Olberts, Geschäftsführer des Naturschutzfonds Wetterau.

Hinweistafel geben gute Informationen

Auf der umzäunten Weide bei Ranstadt stehen mittlerweile 29 Heckrinder gemeinsam mit einer kleinen Herde Konikpferde. Auch Konikpferde sollen an eine ihre Vorfahren erinnern. Sie ähneln dem ausgestorbenen Tarpan. Gemeinsam mit den Heckrindern pflegen sie die Landschaft auf sehr einfache, effiziente und natürliche Weise. Es entstehen naturnahe, halboffene Landschaften, die Lebensraum bieten für Laubfrösche und Weißstörche.

Nimmt man sich Zeit und beobachtet die Rinder und Koniks einen Augenblick, kann man mit etwas Glück erleben, dass die großen, aber recht zahmen Tiere auf einen zukommen. Im Frühjahr 2011 zieht die Herde in die Flussaue der Nidder zwischen Effolderbach und Stockheim um. Hier haben sie auf 22 Hektar ausreichend Platz. Direkt am Vulkanradweg bietet die neue Weidefläche der Heckrinder eine besondere Chance des Naturtourismus.

Als LEADER-Projekt entstehen direkt an der Weide Aussichtspunkte, an denen auf Schautafeln interessantes über Flora und Fauna zu erfahren ist. „Früher wollte man den Menschen von den Naturschutzgebieten fern halten. Heute hat man einen anderen Ansatz. Interessierte Menschen sollen näher an die Naturschutzgebiete geführt werden, um deren Akzeptanz zu erhöhen“, erklärt Dr. Burkhard Olberts.