Die Keltenwelt auf dem Glauberg
2.500 Jahre alte Geschichte trifft auf moderne Architektur

Seit Mai 2011 kann man in einem Museum auf dem Glauberg die Welt der Kelten bewundern. Im Jahr 1994 haben Archäologen an diesem archäologisch so bedeutsamen Hügel eine sensationelle archäologische Entdeckung gemacht. Jetzt werden diese Funde in einem Landesmuseum präsentiert. Die Keltenwelt ist mehr als ein attraktiver Ausflugsort in der Region. Sie ist Anziehungspunkt mit internationaler Bedeutung.

Der Keltenfürst ist wieder zurück in seiner Heimat. Und wie es sich für einen Fürsten gehört, ist seine Heimstätte durchaus als mondän und standesgemäß zu beschreiben: Ein  einzigartiges Museum in einer einzigartigen Umgebung. Nur einen Steinwurf von seinem Fundort entfernt, residiert der Keltenfürst auf seinem neuen Thron, einem runden Sockel, auf dem in großen weißen Lettern steht: „Bitte nicht berühren“. Ansonsten darf man in diesem neuen Museum alles berühren. Es ist sogar ausdrücklich gewünscht, dass man Dinge berührt, Klappen öffnet, Knöpfe drückt und Seiten umblättert.

Die Keltenwelt auf dem Glauberg hat so gar nichts mehr von der verstaubten Antiquiertheit eines alten Museums, wie es der eine oder andere noch von Schulausflügen kennt. Der Besucher erlebt die Welt der Kelten mit Hilfe eines modernen, pädagogisch durchdachten Museumskonzeptes. Hier wird der Besucher selbst zum Forscher, blickt hinter die Dinge, öffnet Schubladen und wird an verschiedenen Bildschirmen interaktiv zum Entdecker von archäologischen Schätzen.

Die Zeiten, in denen es in einem Museum lediglich Ausstellungsobjekte in einer Vitrine und die dazugehörigen Hinweistafeln gab, sind vorbei. Zumindest im hessischen Landesmuseum auf dem Glauberg. Hier erwarten den Besucher Videoinstallationen, Klänge, dreidimensionale Bilder und sogar eine Comicfigur: der Honighändler bringt das tägliche Leben der Kelten nicht nur den jungen Museumsbesuchern näher.

2.500 Jahre alte Geschichte trifft auf moderne Architektur. Wer von der Schönheit Oberhessens noch nicht restlos überzeugt war, der wird es spätestens sein, wenn er aus dem großen Panoramafenster des Museums in die Landschaft blickt. Hinter dem rekonstruierten Grabhügel öffnet sich eine wunderbare Landschaft mit sanften Hügeln und einem weiten Blick. Diese Landschaft, dieser einzigartige Blick ist im Grunde auch ein Exponat und ist Teil der Ausstellung.

Videoinstallationen, Klänge, dreidimensionale Bilder und sogar eine Comicfigur bringen das tägliche Leben der Kelten Museumsbesuchern näher.

„Hier also haben die Kelten gelebt, und sie hatten denselben Blick in diese Landschaft“, wird sich vielleicht so mancher Besucher denken. Das Land Hessen hat kräftig investiert auf dem Glauberg. Seit der Entdeckung des Grabhügels sind etwa 17 Millionen Euro in das Projekt Keltenwelt geflossen. 2006 fiel die Entscheidung für ein dezentrales Landesmuseum. 30 Architekturbüros reichten ihre Entwürfe ein. Den Zuschlag bekam das Aachener Büro kadawittfeldarchitektur. Der Bau kostete 7,6 Millionen Euro, die Museumsausstattung noch einmal 1,3 Millionen Euro. Die moderne Architektur sorgt heute für Aufmerksamkeit. Damals – in den 90er Jahren – sorgten die spektakulären Funde für Aufruhr und Aufregung. Die archäologische Fachwelt war fasziniert von den Entdeckungen und den neuen Erkenntnissen, die man aus den Funden ziehen konnte.

Und die Region Oberhessen war stolz auf ihren Keltenfürsten vom Glauberg. Nicht nur die lebensgroße Sandsteinstatue bot den Forschern neue Einblicke in die Welt der Kelten. Eine Schnabelkanne, ein Goldhalsring und viele weitere Fundstücke sind wichtige Mosaiksteine, die dabei helfen, ein Bild vom Leben der Kelten zu entwerfen. Das ist gar nicht so einfach, denn die Kelten haben uns keine schriftlichen Dokumente hinterlassen. Vieles ist immer noch rätselhaft und genau das macht auch die Ausstellung deutlich. Es gibt nicht für alles eine wissenschaftliche Antwort und es bleibt noch reichlich Raum für neue Erkenntnisse und weitere Forschung. Aus diesem Grund hat es das Land Hessen nicht bei einem Museum belassen. Auf dem Glauberg wird die Welt der Kelten präsentiert und die Welt der Kelten wird erforscht.

Neben dem Museum und dem archäologischen Park hat auch ein Forschungszentrum eine neue Heimat gefunden. Der Verein Keltenwelt, dem Kommunen, Museen, Universitäten und Foschungseinrichtungen angehören, hat ebenfalls seinen Sitz auf dem Glauberg. Normalerweise sind große Museen mit solch wichtigen Funden in großen Zentren zu Hause. Dass es nun mitten in Oberhessen ein solch bedeutungsvolles Museum gibt, ist ungewöhnlich, wenn nicht sogar einzigartig. Wie so oft, gibt es wohl auch hier mehrere Väter und Mütter des Erfolges: Viele Menschen haben sich immer wieder dafür eingesetzt, dass die spektakulären Funde nicht in Darmstadt ausgestellt werden, sondern dort, wo sie gefunden wurden. Aber Wünsche und Forderungen verhallen im Nichts, wenn es nicht auch Menschen gibt, die darauf eingehen.

Und Menschen, die ein Konzept haben, das eigentlich genau auf die Wünsche zugeschnitten ist. Der Landesarchäologe Professor Dr. Egon Schallmayer hatte 2001 seine Ideen in dem Konzept hessenARCHÄOLOGIE21 zusammengefasst. Unter anderem sieht dieses Konzept das dezentrale Landesmuseum als wichtigen Baustein vor. Neben der Saalburg bietet nun Hessen mit der Keltenwelt auf dem Glauberg ein weiteres dezentrales archäologisches Landesmuseum. Professor Schallmayer fand in der Politik offene Ohren für sein Ziel, die Funde vom Glauberg an dem Ort auszustellen, an dem sie die Archäologen vor vielen Jahren auch entdeckt haben. Für Oberhessen und den gesamten Wetteraukreis ist dieses Museum ein Glücksfall und eine große Chance für die weitere touristische Vermarktung der Region. Viele tausend Menschen werden in den nächsten Jahren die Keltenwelt besuchen.

Chronik der Keltenwelt

  • 1988 fotografiert der Vorsitzende des Glauburger Geschichtsvereins, Werner Erk, vom Flugzeug aus einen Halbkreis auf der Südseite des Glaubergs. Er schickt die Fotos zum hessischen Landesamt für Denkmalpflege, worauf der damalige Landesarchäologe Dr. Fritz Rudolf Herrmann Grabungen anregte.
  • 1994 ordnet der damalige Landesarchäologe Herrmann eine Grabung auf dem Glauberg an. Die Forscher entdecken einen keltischen Grabhügel.
  • 1996 sorgt der Fund der lebensgroßen Sandsteinstatue für großes Aufsehen.
  • 2001 entwickelt Landesarchäologe Dr. Egon Schallmayer das Konzept ‚hessenARCHÄOLOGIE21‘ mit dezentralem Landesmuseum
  • 2003-2006 Pläne, die Funde in Darmstadt oder in Bad Nauheim zu präsentieren, sorgen für Proteste in Oberhessen.
  • 2006 fasst die Hessische Landesregierung den Entschluss, auf dem Glauberg ein Museum zu errichten
  • 2008 im November wird der Grundstein für den neuen Museumbau gelegt.Mai 2009 ist der Rohbau des Museums fertig.
  • Am 5. Mai 2011 wird die Keltenwelt eröffnet.

Daten und Fakten

  • Keltenwelt am Glauberg Museum – Archäologischer Park – Forschungszentrum Am Glauberg 1, 63695 Glauberg, Telefon 06041-823-00
    info@keltenwelt-glauberg.de
    www.keltenwelt-glauberg.de
  • Öffnungszeiten: ganzjahrig: täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr
    Eintrittspreis: 5,- Euro, erm. 3,50 Euro
  • Angebote: Führungen und Workshops für alle Altersgruppen; Vorführungen keltischen Handwerks; spezielle Angebote für Bildungseinrichtungen.
  • Anfragen für Führungen: Telefon 06041-8233024
  • Museumsleitung:
    Dr. Vera Rupp
    Telefon 06041-82330201
  • Museumspädagogik:
    Thomas Lessig-Weller
  • Telefon 06041-8233022