Noch haben die drei feisten Engelchen mit ihren Musikinstrumenten in den Händen gut lachen. In zweieinhalb Stunden wird ihnen warm werden um die Bäckchen. Dann hat die Bronze die richtige Temperatur erreicht, damit sie geschmeidig in die Gussform fließen kann. Die drei fröhlichen Musiker sind in Sand geformt und müssen in wenigen Stunden 80 Kilogramm glühend heißer Bronze standhalten. „Beim Kunstguss ist Präzision gefragt. Und der richtige Zeitpunkt ist wichtig.“ Waldemar Weidner muss es wissen. Er ist Kunstgussformer seit 48 Jahren. Eigentlich gibt es diesen Beruf nicht, zumindest nicht in den Listen der Handwerkskammern.
Auf seinem Gesellenbrief steht schnöde: ‚Former und Gießer‘. Nicht ganz richtig, denn es ist ja wohl etwas anderes, ob man einen Kanaldeckel gießt oder Kunstwerke wie diese drei musikalischen Engel. Das Bronze-Relief von Kurt Rübsam soll das Eingangsportal des Musikinstrumentenmuseums in Lißberg schmücken. Gerade mal ein Dorf weiter. 1000 Grad muss die Bronze erreichen. Auf dem Weg vom Gasofen in die Form verliert sie bereits 100 Grad. Wenn die Temperatur stimmt, muss alles schnell gehen. Jetzt gibt es aber noch keinen Grund zur Hektik, die Bronze ist noch einige Stunden vom flüssigen Zustand entfernt. Für Waldemar Weidner und Alfred Balser genügend Zeit, um noch ein paar andere Kunstwerke in Form zu bringen und ein bisschen von ihrem Beruf zu schwärmen.