Eine Landesgartenschau, die im Jahr 2027 stattfinden würde, kann hierbei entscheidende Entwicklungsmöglichkeiten und Fördermittel auftun“, ist Henrike Strauch, 1. Stadträtin Büdingens überzeugt. Dass Büdingen unter dem Gesichtspunkt Architektur ein außergewöhnliches Potenzial für eine moderne Landesgartenschau im regionalen Umfeld darstellt, liegt für sie und Bürgermeister Spamer klar auf der Hand. „Für unseren Ansatz einer zeitgemäßen Landesgartenschau, die auf dem Vorhanden in Oberhessen aufbaut und es dabei sinnvoll in Wert setzt, bietet Büdingen eine hervorragende Bühne“.
Ein weiteres architektonisches Schmuckstück in Oberhessen stellt das gesamte Schlossareal in Gedern dar. Hier ist es in den letzten Jahrzehnten mit viel Engagement und der Nutzung von unterschiedlichen Fördermitteln gelungen, ein stimmungsvolles Ensemble nach historischem Vorbild zu erzeugen. 1987 erwarb die Stadt Gedern das Areal für umgerechnet 632.000 Euro. Der Zustand damals, „bautechnisch besorgniserregend“. Im folgenden Jahr wurde das Schlossareal als Sanierungsgebiet in ein Städteförderprogramm aufgenommen.
Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 13 Millionen Euro. 28 Jahre später, im Sommer 2016, zeigte sich für jeden sichtbar, wie gut die Sanierung gelungen ist. Das Haupthaus dient als Rathaus und anbei ist das Schlosshotel mit Restaurant untergebracht. Im Wappensaal finden Trauungen und Feierlichkeiten statt. Im Torbogenhaus sind das Tourismusbüro, im Pförtnerhaus Teile des Heimatmuseums untergebracht. Im ehemaligen Marstall befindet sich das Stadtarchiv und eine Seifensiederei. Die Alte Schmiede beherbergt das Infozentrum Geopark Vulkanregion Vogelsberg. Mit dieser entstand auch die 120 Meter lange Draisinen-Strecke. Das ehemalige Kutschenhaus, heute die „Kulturremise“ wird als Lokalität für viele Veranstaltungen genutzt. Hier wurde beispielsweise eine erfolgreiche Förderung durch das LEADER-Programm der Europäischen Union genutzt, was die Sanierung der Remise mit 70% Fördermittelzuschuss erst ermöglichte.
Das neueste Projekt am Schlossareal war 2019 die Errichtung einer Bouleanlage. Hier standen zwar „nur“ knapp 20.000 Euro im Raum, aber auch diese sind in kommunalen Haushalt keine Selbstverständlichkeit. Dieses Projekt wurde mit dem neuen Förderprogramm „Regionalbudget“ zu 80% gefördert. Die Restsumme steuerten Spenden vom Kulturkreis Gedern e.V. und vom Turnverein 1889 Gedern e.V. bei.
Wer heute über das Schlossareal spaziert, darf sich an einem wunderbaren Beispiel barocker Architektur erfreuen. Dass dies in den letzten 30 Jahren entstehen konnte, ist einem großen Engagement vor Ort und der klugen Nutzung von unterschiedlichsten Fördertöpfen zu verdanken. „Im Nachhinein gesehen ist die vollzogene Sanierungsmaßnahme für die Stadt Gedern ein Glücksfall gewesen, um aus den baufälligen und stark sanierungsbedürften Schlossgebäuden in den 80er und 90er Jahren einen neuen Stadtmittelpunkt zu machen. Das ganze Ambiente mit angrenzendem Schlosspark hat sich mittlerweile zu einem Schmuckstück und Vorzeigeobjekt in Gedern entwickelt.“ sagt Gederns Bürgermeister Guido Kempel voller Überzeugung.
Architektur kann einen außergewöhnlichen Themenschwerpunkt für eine regionale Landesgartenschau im Jahr 2027 in Oberhessen bilden. Die Vielfalt und Qualität an architektonischen Highlights in der Region sind zahlreich. Mithilfe der Entwicklungsprozesse und Fördermöglichkeiten, die eine Landesgartenschau bringt, können diese Highlights nachhaltig in Wert gesetzt werden. Gerade in Bezug auf denkmalgeschützte Objekte in historischen Innenstadtbereichen kann dies gelingen. Zu nennen wäre die Entwicklung des ehemaligen Klostergeländes in Konradsdorf. Hier bieten die Klosterkirche, eine mögliche Eventscheune oder die Verlagerung und Erweiterung des Hofladens, große Potentiale. Die weitere Umsetzung des Parkpflegewerks am Schlossbergareal in Gedern oder die Weiterentwicklung der Wehranlage in Büdingen würden diese Orte nochmals aufwerten. Am Glauberg könnte ein Forschungszentrum der Kelten entstehen und die Umsetzung des Keltengarten unterstützt werden. Auch Objekte, wie das ehemalige Buderus-Hauptgebäude in Hirzenhain, könnten im Zuge einer Landesgartenschau für neue Nutzungen und Konzepte überprüft werden.
Die Möglichkeiten zur Aufwertung unserer Baudenkmäler rund um Fachwerk, Residenzen oder historische Ortskerne sind zahlreich vorhanden. Dies bietet ein hohes Potential für eine Landesgartenschau im Jahr 2027 und würde im Umkehrschluss unterschiedliche Fördertöpfe für die Inwertsetzung dieser Kulturschätze offenlegen.